Fritz Spindler – Ein Wurzbacher Komponist und Musikpädagoge (Teil 1)
Fritz Spindler - eigentlich Johann Friedrich Wilhelm Spindler - wurde am 22. November 1816 in Wurzbach geboren. Sein Geburtshaus stand in der Aue nahe Benignengrün. Der Vater Johann Georg Friedrich Spindler – geboren am 18. Oktober 1778 in Wurzbach – war Uhrmacher, Maurer und Blattbinder und spielte auf Tanzböden des reußischen Oberlandes die Violine. Seine Mutter Dorothea Katharine Lorine Kübrich, geboren am 19. April 1783, stammt aus Titschendorf.
Zweitausstellung des Geburts- und Taufzeugnisses von 1882 (1)
Fritz, das siebente Kind, bekam schon sehr bald eine Geige in die Hand und man erkannte schnell die Begabung des Jungen. Später erinnert sich Fritz: Wenn ich als kleiner Junge mit unserer Viehherde auszog, so hörte ich im Wind und Wald und Wellen die holdesten Melodien, und abends nach getaner Arbeit spielte ich, kaum fünfjährig, zu meines Vaters Violinspiel die zweite Geige. Als ich älter wurde unterrichtete mich unser Kantor noch im Klavier- und Orgelspiel, so dass ich bald imstande war, bei Nachmittagsgottesdiensten tätig zu sein. Obwohl meine Körperlänge noch nicht derart war, dass ich die Pedale gebrauchen konnte.
Familiendaten nach Pfarrer Bonsack (1)
Die älteren Brüder Spindlers hatten das Handwerk des Vaters lernen müssen, der Jüngste jedoch sollte seiner Neigung nachleben dürfen und Theologie studieren. Das Gymnasium zu Schleiz, seit Jahrhunderten die Vorbereitungsanstalt des Oberländischen reußischen Gelehrtennachwuchses, nahm den Knaben nach seiner Konfirmation auf. Doch die Liebe zu Latein und Griechisch war nicht so groß, dass sie das musikalische Streben des Jünglings hätte unterdrücken können. Mit größtem Eifer betrieb er nebenbei musikalische Studien, übte sich gehörig auf der Geige und dem Klavier und nahm Verbindungen mit der Schleizer Hofkapelle auf, die in der Musikwelt über Jahrzehnte einen hervorragenden Ruf besaß. So war z.B. der Leiter der Hofkapelle Johann Georg Reichard (1710–1782) als Student in Leipzig vermutlich Mitglied in Bachs »Collegium musicum« und gehörte damit zu dessen direktem Umfeld. 1721 wurde Johann Sebastian Bach vom damals regierenden Grafen Reuß zu einem Konzert mit dessen Hofkapelle im Schleizer Schloss eingeladen und wohnte vom 07. bis zum 13. August dieses Jahres im Gasthof " Blauen Engel ", heute Filiale Schleiz der "Commerzbank " am Neumarkt.
Bald war Spindler eine begehrte Aushilfskraft in diesem Orchester und die theologischen Pläne seiner Jugend gerieten mehr und mehr ins Hintertreffen. Die guten Aufführungen der Hofkapelle ließen ihn das Glück ahnen, das ihm restlose Hingabe an die Musik schenken würde. Seine Eltern stemmten sich zunächst entschieden gegen die Gedanken des "Umsattelns". Endlich gaben sie ihre Einwilligung, und Fritz konnte 5 Jahre nach seinem Einzug ins Gymnasium Schleiz verlassen und unter Friedrich Schneider (1786 – 1853) in Dessau Musik studieren. Schneider komponierte u.a. 16 Oratorien, 32 Kantaten und 23 Sinfonien. Sein eigenhändiges Verzeichnis umfasst 125 Schüler.
Friedrich Schneider um 1855 Schneider-Denkmal in Dessau
Hier konnte er nun ganz seiner geliebten Kunst leben, und ging es auch oft sehr knapp in allen Dingen zu, so halfen doch die Jugend und gute Freunde die schweren Zeiten überwinden. Während der Ferien gab Spindler mit seiner talentvollen Schwester Julie Klavierkonzerte in Schleiz, Lobenstein und anderen Orten seiner Heimat, wodurch er allmählich anfing, bekannt zu werden.
Quellen: (1) Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
(2) Artikel: Ein Dresdner Klavierpädagoge aus Wurzbach von Wolfgang Spindler