Navigation

Seite des Unterrichtsfaches Musik

Artikel 2

Fritz Spindler – Ein Wurzbacher Komponist und Musikpädagoge (Teil 2)

Von Ostern 1834 bis Frühjahr 1836 lernte Fritz Spindler bei Friedrich Schneider in Dessau. Dies bescheinigte ihm sein Lehrer in einem Schreiben vom 24. März 1836:

Zeugnis: Friedrich Wilhelm Spindler aus Wurzbach hat sich von Ostern 1834—1836 unter meiner Leitung den höherem Studium der Musik gewidmet und dabei stets den größten Eifer und Fleiß gezeigt, sodaß ich mich auch des besten Erfolgs erfreuen kann, so wie, daß der selbe sich außerdem durch löbliches und untadelhaftes Betragen jederzeit ausgezeichnet, und sich somit meine ganze Zufriedenheit erworben hat, bestätige ich meine Pflicht - Friedrich Schneider, Herzögl. Anh. Hoforganist, Doctor der Tonkunst, Mitgl. der königl Mus. Akademie, Dessau 24. März 1836

Für den Unterhalt des Sohnes konnte das Elternhaus nur wenig aufbringen.  Er beschloss, sich deshalb das Mit­tagessen abzugewöhnen. Unter allerlei Vorwänden versuchte er seine Wirtin zu täuschen, bis die gute Frau an dem immer blässer werdenden Jüngling den wahren Grund seiner Enthaltsamkeit entdeckte. In liebevoller Weise tröstete sie den Hungrigen und verlangte ganz eindringlich, dass er von nun an sich wieder ordentlich ernähren und an der Mittagstafel teilnehmen solle. Die Kosten solle er erst zurückerstatten, wenn er etwas Tüchtiges geworden sei. Ob diese Rückerstattung je erfolgte, ist nicht nachgewiesen.

Nach dem Dessauer Studienaufenthalt kehrte Spindler nach Wurzbach zurück. Er wollte sich hier – wie er selbst sagte - in aller Stille auf einen Musikerberuf vorbereiten. Hier entstanden erste Kompositionen, für die er jedoch zunächst keinen Verleger fand. Später erzählte er gern, wie er als Anfänger seine Erstlingswerke von Wurzbach nach Leipzig zu Fuß getragen habe, dort von Verleger zu Verleger geschickt wurde und, nachdem er überall abgewiesen wurde, niedergeschlagen wieder heimgewandert sei.

Vermutlich über den Porträtmaler Adolf Arnold lernte Fritz Spindler die Tochter Emmeline Hulda des Zeulenrodaer Arztes und Bürgermeisters Dr. Johann Gottlieb Stemler kennen.

Dr. Johann Gottlieb Stemler

Es entwickelte sich ein Brautbriefwechsel, der am 10. Dezember 1840 be­gann und bis zur Hochzeit am 18. Mai 1844 geführt wurde.

Da auch Spindlers Bewerbungen um Organisten- und Kantorenstellen erfolglos blieben, ließ er sich auf Empfehlung des Legationsrates Kreßner aus Ebersdorf 1841 als freier Musiklehrer in Dresden nieder. Bereits am 12. November 1840 empfahl ihn der Lobensteiner Stadtrat in einem Schreiben nach Dresden als hervorragenden Pianisten.

Empfehlungsschreiben des Lobensteiner Stadtrates vom 12. November 1840

Mit einem Klavierabend am 3. Februar 1841 führte sich Spindler in Dresden ein. „Bravo­ Rufe. Ich rannte nach Beendigung des Concertes nach Hause und trank in meiner Freude ein Glas Wasser,“ so erinnerte sich Fritz. Über das Programm ist nichts bekannt.

Persönlichkeiten Dresdens, unter ihnen Friedrich Wieck, ebneten ihm seinen weiteren Weg.

Friedrich Wieck gilt als einer der bedeutendsten Musikpädagogen des beginnenden 19. Jahrhunderts im deutschsprachigen Raum. Seine Tochter Clara war eine berühmte Konzertpianistin und mit Robert Schumann verheiratet. Ihr Bild und ihr Flügel waren auf dem 100DM-Schein abgebildet.

                         

Friedrich Wieck (1785-1873)                              Friedrich-Wieck-Haus in Loschwitz 1880

Bei Wieck setzte Fritz Spindler seine Studien vor allem in der Unterrichtsmethodik des Klavierspiels fort. Aus dem Lehrer­-Schüler-Verhältnis zu dem damals allseits bekannten Klavier- und Gesangspädagogen entwickelte sich eine enge Freundschaft.

Am 2. Mai 1843 teilte Fritz seiner Braut Emmeline mit:

Wieck, der Vater der berühmten Clara Wieck, hat mich für seine jüngere Tochter, die schon sehr gut spielt, zum Lehrer erkoren. Dient mir das nun nicht allein sehr zur Empfehlung, so ist mir doch der Umgang Wiecks, eines sehr gebildeten Mannes, sehr angenehm und nützlich. Er scheint mich sehr lieb gewonnen zu haben und kann mir sehr große Vorteile gewähren.“

                                               

                              Clara Wieck                                 Robert Schumann                 

Auch der Sohn des Malers Ludwig Richter (1803-1884) gehörte zu den Schülern Spindlers. Die Adresse von Spindlers erster Dresdener Wohnung war Italienisches Dörfchen Nr. 7.

Italienisches Dörfchen in Dresden 1865

Am 25. Mai 1844 heirateten Fritz Spindler und Emmeline. Ihr Vater stellte als Zeulen­rodaer Amtsperson eigenhändig den Reisepass für das junge Paar aus. In Dresden wurde die Familie bald zu einem geistig-künstlerischen Mittelpunkt.

Sein erster durchschlagender Erfolg gelang Spindler 1849 mit dem Klavierstück op.6 „Wellenspiel“. Inspiriert wurde er durch ein Gedicht von Freiherrin Helene von Winckler (1815-1889), der er dieses Stück auch widmete.

   

                Titelblatt Wellenspiel                                                      Gedicht Wellenspiel

Es folgten u.v.a. Frisches Grün, Waldvögelein, Fernes Ge­witter, Spinnrädchen und in den 50er Jahren erst der bekannte Husarenritt, der Spindlers Namen weltberühmt machte und wohl über ein Menschenalter lang von allen klavierspielenden Musikjüngern gelernt und irgendeinmal vorgetragen worden ist.

In der Neuen Zeitschrift für Musik Bd. 26 (1847) liest man:

„Recht angenehme, frische und dankbare Tonstücke sind die Waldblumen von Fr. Spindler. Jedes derselben ist, gleich den Waldszenen von R. Schumann, mit einer dem Charakter des Tonstückes entsprechenden Überschrift versehen… Überhaupt erwarte man von dem Werk keine tiefpoetische Auffassung, aber eine frische, natürliche Erfindung.“

Am 26. September 1849 wurde in Dresden Spindlers 1. Sinfonie uraufgeführt.

Robert Schumann selbst hatte sich auf Anfrage von Fritz Spindler für die Aufführung seiner Sinfonie in Leipzig eingesetzt. Das geht aus einem Briefwechsel zwischen den beiden Herren hervor.

Am 22. November und am 8. Dezember 1849 erhielt Spindler entsprechende Anschreiben von der Konzert-Direktion in Leipzig. Sie forderte die Partitur und Stimmen der Sinfonie an, die im Dezem­ber im Gewandhaus aufgeführt werden sollte. Gleichzeitig wurde angefragt, ob Spindler die Aufführung selbst dirigieren wolle.

Anschreiben von der Konzert-Direktion in Leipzig

In der von Robert Schumann gegründeten „Neuen Zeitschrift für Musik“ Bd. 31 vom Dezember 1849 findet man eine Kritik, in der die Aufführung von Spindlers 1. Sinfonie in Leipzig erwähnt wird: 

„In den beiden Abonnementskonzerten vom 6. und 13. Dezember hörten wir … zum ersten Mal eine Symphonie von F. Spindler aus Dresden unter Leitung des Komponisten. … Spindlers Symphonie wurde beifällig aufgenommen, insbesondere der erste Satz, den man allgemein als den gelungensten anerkannte. Ehrenwertes Streben, so wie tüchtige musikalische Bildung sind Eigenschaften, welche dem Komponisten schon bei der Besprechung seiner kleineren Arbeiten im Krit. Anzeiger zugestanden wurden, und die sich hier im höheren Grade bewährten.“

Im Leipziger Tageblatt vom 15. Dezember 1849 kann man lesen:

„Eine Sinfonie von F. Spindler, unter Direktion des Komponisten ausgeführt, erhielt außerordentlichen Beifall. Gute Arbeit, namentlich des ersten Satzes, ist das sehr anerkennenswerte Verdienst dieses Werkes.“

Die Aufführung brachte dem Komponisten Briefe von Robert Schumann und Felix Mendelsohn mit Ausdrücken wärmster Anerkennung ein.

Verschiedene Trios, Quartette und Quintette befinden sich unter Spindlers Werken, die die Opusnummer 400 weit übersteigen.

 

Aktuelles

Kontakt

  • Staatliche Regelschule "Geschwister Scholl"
    Schulweg 3

Rechtliche Information