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Artikel 3

Fritz Spindler – Ein Wurzbacher Komponist und Musikpädagoge (Teil 3)

Am 30. März 1855 erschien folgender Artikel in der „Neuen Zeitschrift für Musik“:

„Das achte Konzert des Musikvereins Euterpe, am 20. März, brachte als Neuigkeit eine Symphonie (h-Moll) von Fritz Spindler, die eine beifällige Aufnahme fand. Ref. hat mit Interesse das Werk bis zum Schluss gehört. … Im Übrigen waren die Motive frisch und in melodischer wie rhythmischer Beziehung oft sehr interessant; die Instrumentation war geschickt und wirkungsvoll. … bekundet das Werk eine sehr ehrenwerte Gesinnung und nicht gewöhnliches Talent und verdient in weiteren Kreisen bekannt zu werden.“

Den Lebensunterhalt verdiente Fritz Spindler in der Hauptsache mit Unterrichten. Darauf konzentrierte sich vorrangig auch sein kompositorisches Schaffen. Übungsstücke wurden entweder vorhandener Klavierliteratur entnommen oder eigens entsprechend dem technischen Stand der Schüler geschrieben. Die Kompositionen sind nur sporadisch mit Opus-Zahlen versehen, auch selten in Sammlungen zusammengefasst. Die Zahl der Titel ging in die Hunderte. Er war kein Neuerer. Es entstanden gefällige, melodiöse Klavierstücke, mitunter auch schwierige Lehrwerke, die sich der Individualität seiner Schüler anpassten.

Das virtuose Rondo „Der Husarenritt“ op. 140 für Klavier muss in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein durchschlagender Erfolg gewesen sein. Ein Verlagsverzeichnis nennt 22 zum Teil unmögliche Bearbeitungen (u.a. zwei Klaviere zu 8 Händen, Klaviertrio, Streichquartett, Harfe, Zither und für Militärmusik bearbeitet). Er machte Spindlers Namen weltberühmt und wurde wohl über ein Menschenalter lang von allen klavierspielenden Musikjüngern gelernt und irgendeinmal vorgetragen.

Allgemeiner Beliebtheit erfreuten sich im 19. Jahrhundert Transkrip­tionen von Opernausschnitten und Liedern für Klavier. Sie wurden sowohl in familiären Kreisen als auch im Konzertsaal vorgetragen. Von Fritz Spindler gibt es sie unter anderem nach Mozarts „Veilchen“, Schumanns „Mondnacht“, „Früh­lingsnacht“ und „Ich grolle nicht“ sowie Schuberts „Wanderer“ und dem „Erlkönig“. Eine „Tannhäuser“- Übertragung entstand in Zusammen­arbeit mit Richard Wagner. Die Stücke sind mit wirkungsvollen virtuosen Momenten durchsetzt, aber von Durchschnittsspielern ohne weiteres zu bewältigen.

In der 33-jährigen Ehe mit Emmeline wurden mit 13 Kinder geboren, 7 davon starben im Säuglingsalter. Die 6 übrigen hatten nachweislich künstlerische Gene von ihren Vorfahren mitbekommen.

Familie Fritz und Emmeline Spindler im Jahre 1861 mit den Kindern Gabriele, Hildegard, Arthur, Reinhold, Viktor und Erwin        Bildquelle: SLUB Mscr. Dresd. App. 2514,96

Die älteste Tochter Gabriele wurde eine erfolgreiche Sängerin. Im Alter erteilte sie Gesangsunterricht und lebte mit ihrem Vater in Niederlößnitz, heute Radebeul.

Hildegard verheiratete sich nach Moskau, ließ sich von Arthur Rubinstein im Klavierspiel ausbilden und trat als Konzertpianistin - oft auch gemeinsam mit ihrer Schwester Gabriele - auf.

In der Neuen Zeitschrift für Musik wurde regelmäßig über ihre Konzerte im In- und Ausland berichtet.

Hildegard Spindler

Sohn Reinhold genoss ebenfalls Rubinsteins Unterricht. Viktor starb im Alter von 6 Jahren.

Erwin, der Jüngste der Söhne, wurde Kunstmaler, der sich vor allem als Landschaftsmaler einen Namen machte und durch eine Vielzahl von Bilden auf Ansichtskarten bekannt wurde.

 

Arthur findet in der Familienchronik der Enkelin Ruth keine Erwähnung.

In den Sommerferien durchstreifte Spindler meist mit einem Freunde Deutschland, besuchte später Schweden, Norwegen, London, Paris, Italien, Petersburg und Moskau, wohin sich seine Jüngere Tochter verheiratet hatte. Seine Reiseeindrücke hielt er in ausführlichen handschriftlichen Tagebüchern fest. Das von 1878 umfasste 110 Seiten.

Am 22. November 1877 verlor er seine treue Lebens­gefährtin Emmeline.

1881 kam sein Sohn Reinhold bei einem Duell ums Leben. 1882 heiratete Spindler Jane Sarah geb. Warner. Davon zeugt ein Ehevertrag vom 13.03.1882. Seine 2. Ehe wurde aber bereits 1885 wieder geschieden.

Spindler übersiedelte in das Dörfchen Lößnitz, heute ein Stadtteil von Radebeul, zu seiner ältesten Tochter Gabriele in die heute denkmalschützte Villa in der Heinrich-Heine-Straße 8. (Damals hieß sie noch West-Straße).

Mit ihr und seinem jüngsten Sohn Erwin unternahm er noch alljährlich Reisen, meist nach Oberbayern, Tirol oder Italien.

Bis zu seinem 80. Lebensjahr konnte sich Fritz Spindler nicht entschließen, den ihm so liebgewordenen Unterricht aufzugeben, da seine Arbeitslust und Arbeitskraft bis an sein Ende erhalten blieben.

J. L. Nicodé schrieb treffend in seinem Glückwunsch zum 80. Geburts­tag Spindlers:

«Mögen ihm, dem Tausende und aber Tausende die ersten musikalischen Freuden verdanken, noch viele, viele Jahre in sonniger Heiterkeit beschieden sein. J.L. Nicodé und Frau, welche auch zu den aber Tausen­den gehören."

J.L. Nicodé (1853 – 1919) setzte sich überwiegend für die musikalische Moderne seiner Zeit ein, z. B. für Franz Liszt, Felix Draeseke und Richard Strauss. Kurz vor seinem Tod wurde Nicodé 1918 zum Professor für Musik und 1919 zum Mitglied der Akademie der Künste in Berlin ernannt.

Seine letzte größere Arbeit galt seiner Orientalischen Sinfonie, die er für Klavier zu 4 Händen bearbeitete. Kaum glaubte er daran, diese Arbeit vollenden zu können. Er bestimmte, dass der Sinfonie jeden Tag einige Stunden zu widmen seien und hielt diesen Vorsatz streng ein. Hocherfreut konnte er am 16. Dezember 1905 den Schlusspunkt unter seine letzte Arbeit setzen. Freudig rief er seiner Tochter zu: „Jetzt bin ich fertig, nun wollen wir die ganze Sinfonie noch einmal durch­spielen.“ Er war so glücklich, dieses Werk noch vollendet zu haben — aber es war das letzte Mal, dass er an seinem Klavier saß, das nach seinem Tode einen ehrenvollen Platz im Musikhistorischen Museum von Nikolaus Mauskopf in Frankfurt am Main erhielt. Eine Büste aus der Jugendzeit Spindlers, von seinem früh verstorbenen Freun­de Vogt modelliert, befindet sich im Städtischen Museum zu Dresden im Rathaus.

Am Tage nach Vollendung seiner letzten Arbeit befiel Spindler eine leichte Heiserkeit, die sich zu einer Bronchitis entwickelte, an deren Folgen er nach zehn Tagen, kurze Zeit nach vollendetem 89. Lebensjahr, sanft entschlief.

Spindlers Kompositionen werden auch heute noch gespielt und aufgeführt. Bei YouTube findet man zahlreiche Aufnahmen vor allem seiner Klavierstücke. Einige davon gibt es auch als Notenrolle für elektrisches Klavier oder Pianola.

Im November 2016 wird die international bekannte Pianistin Simonetta Tancredi aus Italien In Wurzbach ein Konzert mit Werken von Fritz Spindler geben.

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